Stadtgeschichte entdecken
Seit 2001 widmet sich dieser Volkshochschulkurs, getragen von der insel-VHS und dem
Heimatverein Marl e.V., der Erforschung von Themen der Marler Geschichte. Mitarbeiten
können daran alle Interessierten – nicht nur Historiker, sondern gerade auch Laien. In den
über zwanzig Jahren ihres Bestehens wandelte sich die Geschichtswerkstatt zwar immer
wieder in personeller und thematischer Hinsicht. Die Leitung übergab der Historiker Hans
Ulrich Berendes Anfang 2023 an den Historiker Gert Eiben.
Anfangsjahre: Wie arbeiten Historiker?
In den ersten Jahren, noch unter der Kursbezeichnung „In Stadtgeschichte denken“, befassten
sich die Teilnehmer auch mit der grundsätzlichen Arbeitsweise eines Historikers: Das Suchen
von Quellen, ihre kritische Analyse und das Verfassen von Darstellungen. Quellen sind nicht
nur schriftliche Dokumente (Urkunden, Briefe, Akten), sondern auch Bauwerke, Kunst und
Geräte sowie mündliche Überlieferungen (Lieder, Erzählungen, Chroniken).
Marler Architektur
Marler Architektur
In einer zweiten Periode (bis etwa 2010) wurden nach den Interessen der Teilnehmer Quellen
zu den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gesucht, also der Zeit, als in Marl
viel gebaut wurde. Die Stadt wähnte sich auf dem Weg zu einer modernen Großstadt. Die
Geschichtswerkstättler recherchierten im Stadtarchiv und befragten Zeitzeugen, etwa zum
Marler Theater, zur Blumensiedlung, dem Rathaus, dem „Marler Stern“, den Hügelhäusern.
Ruhr.2010 – Schachtzeichen
Als 2010 das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt war, konnte man sich auf Flyern über ehemalige
Zechen auf Marler Gebiet informieren. Die Texte waren in der Geschichtswerkstatt verfasst
worden.
Zuwanderung
Da die heutige Stadt Marl in großem Maße durch Zuwanderung entstanden ist, befasste sich
die Geschichtswerkstatt zum 75-jährigen Jubiläum der Stadt im Jahr 2011 intensiv mit diesem
Thema. Ein zweibändiges Werk war das Ergebnis, Band 1: „Zuwanderung in Politik und
Siedlung“ und Band 2: „Zuwanderung und Religion“. Gewürdigt wurde diese Arbeit durch
einen Preis im Geschichtswettbewerb „War was?“ des Forums Geschichtskultur an Ruhr und
Emscher.
Der Erste Weltkrieg
100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges erarbeitete und organisierte die
Geschichtswerkstatt 2014/15 eine Ausstellung zu Auswirkungen und Folgen dieses Krieges.
Die Perspektive blieb nicht auf Marl beschränkt, sondern konnte auf die Partnerstädte Creil,
Pendle, Zalaegerszeg und Kusadasi ausgeweitet werden. Es ergab sich eine fruchtbare
Zusammenarbeit mit dortigen Organisationen.
Der Zweite Weltkrieg
Zum 75-jährigen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde eine Ausstellung von Gegenständen,
Fotos und Texten fertiggestellt sowie eine umfangreiche Broschüre: „Chaos und
Erleichterung 1945/45. Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Marl und in den Partnerstädten
Bitterfeld, Creil, Herzlia, Krosno, Kusadasi, Pendle und Zalaegerszeg“.
Projekte der Zukunft
Es gibt Projekte von Einzelpersonen der Geschichtswerkstatt, teilweise schon veröffentlicht,
teilweise kurz davor oder in Planung: Zeitzeugeninterviews zum Kriegsende in Marl, Tafeln
bei historischen Gebäuden in Marl, eine biographische Darstellung der Besitzer von Haus
Loe, Erläuterungen zu Straßennamen. Als nächstes möchte sich die Gruppe mit den
Lebensläufen von Personen der Marler Geschichte befassen, um sie vor dem
Vergessenwerden zu bewahren