Heinrich Breloer

Mit Gespür für verwöhnte Ansprüche

Erbauer der „Volkserholungsstätte“ Loemühle

* 18. September 1902 in Recklinghausen
✝ 25. Mai 1954 in Marl

Müllermeister
Fortführung der elterlichen Walzmühle in Recklinghausen-Süd
Geschäftsmann: Getreideimport, Kraftfutterwerk, Mehlgroßhandel (später mit Ausweichlager in Hüls)
1932 Übernahme der Loemühle
1934 Umgestaltung zu einer „Volkserholungsstätte“
1936 Vergrößerung (auch mit „Fürsorgearbeiten“)
1938/9 Erweiterungen
1939 Heirat
1945 Belegung mit deutschen Truppen (Panzereinheiten), Lazarett (Hauptverbandsplatz)
1946 Wiederaufbau des Mehlgroßhandels und des Kraftfutterwerkes in Recklinghausen, dann der Loemühle in Marl

Marl als Sehnsuchtsort für gepflegte Erholung für die Menschen des Ruhrgebiets und weit darüber hinaus. Dieser Traum schien für das beschauliche Örtchen am Rande des Reviers in den 1930er Jahren wahr zu werden. Weil der Recklinghäuser Geschäftsmann Heinrich Breloer die Initiative ergriff, als ihm 1932 die überschuldete Wassermühle Loemühle samt kleiner Kneipe zufiel. In mehreren Schritten gestaltete er sie zu einem gewaltigen modernen Ausflugareal um.

Als erstes entstand eine „Volkerholungsstätte“, die der erfahrene Dortmunder Architekt Adolf Ott, Spezialist für gastronomische Objekte, erbaute und möblierte. Der Gelsenkirchener Gartenbauarchitekt Ernst Max Gey1 bettete sie in eine Parklandschaft ein. Die Begeisterung war groß: keine „fadenscheinige Protzigkeit“ sondern Räume mit „derbem Charakter“, Sinsener Sand vermittelte Strandgefühl, der Bocholter Bach lieferte „übernormal sauberes Wasser“– alles in allem „eine Perle im landschaftlich reizvollen Bild“, jubelte die Zeitung zur Eröffnung im Juni 1934. Die Loemühle wurde ein Vorzeigeobjekt der politischen Machthaber. Regelmäßig kam die Schalker Fußballmannschaft zu ihrem Freund Heinrich Breloer.

Schon zwei Jahre später folgte eine Vergrößerung mit Hilfe von „Fürsorgearbeiten“2. Die Anlage verbrauchte mehr Strom als drei Marler Bauernschaften. Die Holzumkleidung der Badeanstalt wurde durch eine Bruchsteinmauer ersetzt. Der Gondelteich wurde um 1 ha vergrößert und mit 7000 Forellen bestückt, Breloer kaufte sieben Storchenpaaren. Das Sportbad wurde zum Parkbad, das auch verwöhnten Ansprüchen genügte. Professor Lechner (München) malte die historische Stube aus und trug sich als erster in das schweinslederne Gästebuch ein. Es folgten Politiker aus ganz Europa, Sportler, Filmgrößen, Gäste aus den USA. Jede Woche kamen 3200 Marler Kinder zum Baden. Ein Militärkonzert 1938 verfolgten mehr als 9000 Zuhörer, 1939 gab es eine Erweiterung im bäuerlichen Stil. Doch mit Kriegsbeginn 1939 brach das frohe Leben zusammen.

Nach dem Krieg klagte Breloer über Plünderungen und Beschlagnahmen, er fühlte sich „auf die Straße gesetzt“ und warf der Stadt Undankbarkeit vor, als sie auf Steuerforderungen pochte. Es gab Streit um Zuschüsse zum Schulkinderbaden und einen Prozess um Getränkesteuer (den Breloer gewann). Das laute Lamentieren gehörte zu seinem Geschäftsmodell. Seine Geschäftstüchtigkeit und seine Gespür für gehobene Gastronomie und Freizeitgestaltung faszinierte weiterhin die Menschen.

In der Aufbauzeit war die Gesundheit Breloers zusammengebrochen, mit 51 Jahren starb er in der Loemühle, seine Frau Maria führte den Geschäftsbetrieb weiter. Doch der älteste Sohn Bernd (geb. 1943) fand keinen Gefallen an dieser Aufgabe. So wurden Teile der Anlage 1969 an die Stadt Marl verkauft, der Gastronomiebetrieb ging an die Familie Klaeser. Zum jährlichen Grimme-Preis fiel weiterhin der Glanz der Loemühle auf die Stadt. G.E.

Anmerkungen:

1 Nach Gey wurde eine Straße in Buer und ein Weg um den Berger See benannt.
2 Arbeiten des Reichsarbeitsdienstes.

Quellenverzeichnis:

Schreiben „Die Entstehung und Entwicklung der Loemühle 1932 bis 1952“ [ohne Verfasserangabe, offensichtlich Heinrich Breloer], Archiv des Heimatvereins
Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Marl vom 29.11.1948, 07.07.1956, 11.02.1957
National-Zeitung vom 24.06.1936, 05.09.1937, 07.07.1939, 31.07.1939
RVZ vom 20.06.1934, 04.04.1936
Auskünfte Heinrich und Bernd Breloer 20.02.2025

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